„Demeter im Discounter? Das kann gar nicht funktionieren.“

Fritz Siedentopf, Biohof Fritz Siedentopf, Kossebau

„Der lustigste und gleichzeitig der ernsthafteste aller möglichen, ja denkbaren, regionalen Getreidelieferanten in unserem Demeter-Kosmos: Fritz Siedentopf aus Kossebau in der Altmark. Für uns gerade so noch mit dem Fahrrad erreichbar.

„Ich fand sofort: VOLLKERN, das ist ja ein sehr interessanter Betrieb.“ Fritz Siedentopf denkt ein wenig nach, zurück in die Vergangenheit. Es muss irgendwann Anfang der 2000er Jahre gewesen sein, als er uns, bzw. wir eben auch ihn kennenlernen durften. Er war aktiv unterwegs für den Ökolandbau, für alle möglichen Verbände und Institutionen. Bei uns erschien er, um die Einhaltung der EG-Bioverordnung zu kontrollieren.

Es wurde aber schnell klar, daß er auch für Details unserer Arbeit, für unsere Prinzipien und Ideen sehr offene Augen und Ohren hatte, und zwar nicht mehr nur als Kontrollierender, sondern – weit jenseits der Mindestanforderungen in der biologischen Lebensmittelherstellung – als interessanter und interessierter Gesprächspartner auf Augenhöhe.

Alles um ihn herum ist darauf ausgelegt und eingerichtet, ihn zu erheitern, zu inspirieren, ihn zu bestärken und sein Wohlgefühl zu fördern: Fritz Siedentopf in seinem sehr erlebenswerten Biohof-Büro.

„Ökolandbau hat zuallererst etwas mit Schöpfung, mit Wertschätzung, mit Achtsamkeit zu tun.“

„Kommt vorbei, wenn die Kornblumen blühen“, hatte er ins Telefon gerufen, „dann gibt es auch Klatschmohn und alles ist noch schöner anzusehen.“ So eine Roggenähre ist schon für sich allein ein ganz phantastisches Kunstwerk.

Einige Zeit später kam er wieder nach Rohrlack und dieses Mal hatte er Getreide dabei: „Ich wollte unbedingt, daß die meinen Roggen probieren, daß die damit ein paar Tests machen, denn ich war sehr stolz auf meine Getreide, besonders auf meinen Winterroggen.“

So begann eine Beziehung, die nun schon fast 2 Jahrzehnte auch für uns immer wieder von großem gegenseitigen Vertrauen und einer intensiven Zusammenarbeit geprägt ist – und darüber hinaus auch von großer Sympathie, nein, von Freundschaft.

Für uns ist es absolut bedeutend, unser Getreide von einem ganz besonderen Biohof zu erhalten , mit dem wir schon im Frühjahr in einen Austausch gehen können, um zu erfahren und zu besprechen, welchen Charakter unser Getreide im nächsten Jahr haben wird.

Aus diesem Grund besuchen wir uns gegenseitig, und zwar ziemlich häufig. Dann besprechen wir aber nicht nur die nächsten Lieferungen miteinander, sondern wir tauschen uns auch über Persönliches aus, über Politsches und Gesellschaftliches.

„Mir wurde als Kind beigebracht: Fritz, Du mußt Dein Umfeld prägen, Du mußt Spuren hinterlassen. Heute denke ich, die Kunst muß eher sein, möglichst keine Spuren zu hinterlassen, möglichst keinen Fußabdruck. Ökologisch leben heißt auch: Weniger verbrauchen, so wenig wie nur möglich.“

Dafür, findet Fritz Siedentopf, braucht es ein sehr baldiges Umdenken, einen raschen Wandel zu mehr Ökologie, zu mehr Achtsamkeit und einem ganz anderen Gemeinsinn: „Wir müssen genügsamer werden, demütiger. Weniger ICH und viel mehr WIR“, lächelt er uns an, „auch wenn das schwierig ist..“

Hinweisschilder hat er sehr gerne auf seinem wunderschönen, humorvoll gestalteten Hof – und tatsächlich, sie helfen auch!
Diesen Mann und seinen Biohof möchten wir bald wieder besuchen und seine Lebenslust und Lebendigkeit genießen: Fritz Siedentopf, unser wichtigster Getreidelieferant.

Wer etwas über Ökolandbau lernen möchte, der ist hier richtig. Bei Fritz Siedentopf wird in allen denkbaren Ebenen bis auf den Boden der Tatsachen geschaut, die Widersprüche werden gewogen, die Erkenntnis ist nicht immer die, die er sich wünscht. Aber er lebt, der Fritz und er lacht und bleibt dran und macht weiter sein großartiges Getreide, aus dem wir unser Brot für Euch backen.

Dafür zahlen wir ihm gerne einen „wirklich fairen Preis“, wie er sagt, damit er bei allem Verstand auch noch von seiner Arbeit leben kann, denn das ist das Mindeste, das gilt für uns alle.