Im Licht gereift.

Bei uns wird jetzt am Tage gebacken. Nicht nur der Dinkel braucht Sonne und Zeit, auch unser Brot. Und unsere Bäcker*innen.

„Was für Lebensmittel wollen wir herstellen, verkaufen – und auch selber essen?“ Das haben wir uns immer wieder gefragt und ausprobiert haben wir es auch. Jetzt haben wir uns entschieden.

„Le Beaujolais primeur est arrivé“, steht auf dem Schild vor dem Restaurant. Ein Wein, der unbedingt im ersten Jahr getrunken werden soll, ganz frisch, danach wird er schnell sauer und fad. Ein tiefdunkler Bordeaux oder Barolo, ein richtiger Tinto dagegen, der darf ein wenig ruhen, bevor er seinen ganzen, vollen Charakter erreichen und zeigen wird. Die Aromen müssen sich erst miteinader vereinigen, sie müssen verhandeln, wie man miteinander sein schönstes Volumen, seine größte Kraft entfalten kann.

Solche Prozesse kennen wir auch von anderen Lebensmitteln: Der Christstollen muss durchziehen, liegen, liegen und nochmal liegen. Der Käse muss reifen, genauso wie ein einfacher, aus guten Dingen selbstgekochter Eintopf. Je mehr Substanz ein Lebensmittel hat, desto besser wird es im Laufe der Zeit. So sehen wir das schon lange.

Arbeiten, backen am Tage? Für unsere Mitarbeitenden ein ganz neues Lebensgefühl. Die Sonne scheint in die Backstube hinein.
Viele unserer Brote strotzen so sehr vor Saft und Lebenskraft, daß sie tatsächlich ein wenig mehr Zeit zum Reifen, zum „Durchziehen“ benötigen.

Unserer klarer Fokus auf gesunde, vollwertige und kernige, handwerklich hergestellte Brote hat es uns nun ermöglicht, in Rohrlack eine reine Tagesproduktion einzuführen. Unsere Bäcker*innen blinzeln zukünftig in eine von Luft und Licht durchflutete Backstube und können die Abende nach ihrer Arbeit mit ihren Familien verbringen.

Auch für unsere Produkte ist das ein ganz neues Dasein: Sie werden nicht mehr in der Nacht verpackt und versandt, sondern dürfen ein wenig ruhen, dürfen liegen, dampfen und sich finden.

„Ein guter Wein, eine deftige Suppe, ein Christstollen, ein Käse. Von vielen besonderen Köstlichkeiten kennen wir die Idee der Reifung. Diesen Tag, Monat, dieses Jahr, das ein Lebensmittel braucht, um seinen ganzen Charakter zu entfalten.“

Ein Dreipfünder, am Vortag aus dem Ofen geholt, hat inzwischen seine gewünschte Homogenität und seinen geschmacklichen Charakter entwickelt. Er ist gut gereift.

Oft haben unsere Brote ja sehr viel Kraft, viele herbe und auch süße Aromen, viel Feuchtigkeit im vollwertigen Getreide. Der Natursauerteig muss atmen, muss einfach reifen. Dafür geben wir den Broten jetzt die Zeit, das Licht und die Luft, die sie brauchen. Auf diese Weise erreichen wir einen noch ausgewogeneren, feineren Geschmack und eine durchgängig homogenere Konsistenz.

Insgesamt erlangen wir so für unsere Produkte, aber auch für die Bestellung, die Herstellung, den Versand, also für den gesamten Betrieb eine ungemein wohltuende und sinnvolle Entschleunigung, für die vor mehr als 30 Jahren ein sehr schöner Name in die Welt gesetzt wurde, der viele Menschen zu einem ersten Nachdenken über ihr Essen inspirieren konnte: Slow Food.

Es ist soweit. Diese Brote warten nun in aller Ruhe und in duftendem Licht darauf, verpackt und ausgeliefert zu werden.